05.01.2022

Digitaler 3. KoMet-Tag beschäftigte sich mit Wegen zu klimaneutralen und resilienten Städten

KoMet-Tag 2021 digitale Dokumentation

„Smart Metropolitan Solutions – Wege zu klimaneutralen und resilienten Städten“ lautete das Thema des 3. KoMet-Tages, den das Kompetenzfeld Metropolenforschung (KoMet) der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr) am 6. Dezember 2021 in Kooperation mit der Emschergenossenschaft veranstaltet hat.

Vor dem Hintergrund des European Green Deal der EU-Kommission ging es u. a. um die Diskussion folgender zentraler Fragen: Wie können Smart-City-Ansätze für die Bewältigung aktueller Herausforderungen einer klimaneutralen und resilienten Stadtentwicklung aus technologischer, ökonomischer, sozialer und ökologischer Perspektive genutzt werden? Welche (un)erwünschten Nebenwirkungen verbinden sich mit dem Konzept der Smart City? Wie lassen sich Resilienz und Nachhaltigkeit gemeinsam intelligent denken? 

 
Trotz der kurzfristigen pandemiebedingten Umstellung auf ein rein digitales Format zählte die Konferenz ca. 150 Teilnehmende.
 


Keynote

Den Auftakt der Konferenz bildete die Keynote von Karen Vancluysen, Generalsekretärin von POLIS, dem führenden Netzwerk europäischer Städte und Regionen, die gemeinsam an der Entwicklung innovativer Technologien und Strategien für den Nahverkehr arbeiten. Sie adressierte das Ökosystem städtischer Mobilität und plädierte dafür, den ÖPNV intelligent zu integrieren und dabei eine Verknüpfung von ÖPNV, Shared Mobility und aktiven Fortbewegungsarten wie Fuß- oder Radverkehr anzustreben. Die Keynote endete mit dem Plädoyer, das „Momentum for Change through Covid and Climate Change“ für das Anstoßen smarter, nachhaltiger Transformationsprozesse zu nutzen.   

Drei Panels setzten sich im Anschluss aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Konzept der Smart City auseinander.  


Panel I: Klimawandel und Klimaneutralität

Unter der Moderation von Prof. Dr. Stefan Greiving (TU Dortmund) diskutierten die geladenen Experten – Prof. Dr. Jörn Birkmann (Universität Stuttgart), Dr. Wolfgang Beckröge (Regionalverband Ruhr, RVR) und Jürgen Schultze (Sozialforschungsstelle, TU Dortmund) – nach ihren Inputs zusammen mit dem Plenum die Konzepte der Klimaneutralität und Klimaresilienz als Orientierungspunkte für die räumliche Planung, die Strategie der Metropole Ruhr, bis 2045 klimaneutral zu werden. Thematisiert wurden unter anderem mögliche Zielkonflikte zwischen Klimaschutz und -anpassung sowie die mitunter problematische „Arbeitsteilung“ zwischen ländlichen Räumen, in denen Energie erzeugt und klimatische Ausgleichsfunktionen übernommen werden, und urbanen Räumen, für die diese Funktionen bereitgestellt werden. Hier bestand Einigkeit, dass auch urbane Räume Lasten übernehmen müssen.

 

Panel II: The Smart Journey Is Underway – Shaping Our Cities in the Future

PD. Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk (Universität Duisburg-Essen) moderierte die Diskussion zwischen und mit den Expert:innen Prof. Dr. Pedro Marrón (Universität Duisburg-Essen) und Maryke van Staden (ICLEI - Local Governments for Sustainability). Im Fokus stand die Frage, wie das holistische Konzept der Smart City gedacht und ausgestaltet werden müsse, um zukunftsfähig zu sein: Welche politischen Rahmenbedingungen sind dafür notwendig? Welche Konzepte haben sich als Best-Cases etabliert? Die 15-Minuten-Stadt nach dem Vorbild des derzeit in Paris verfolgten Ansatzes wurde dabei als ein Best-Case identifiziert. Außerdem ging es um die Bedeutung der künstlichen Intelligenz (AI) für die technologische Weiterentwicklung der Smart Cities und ihre gesellschaftlichen Implikationen. Nach der Diskussion mit dem Plenum wurde zusammengefasst, dass ein holistisches Konzept der Smart City in erster Linie ein „bewohnerorientiertes“ Konzept sein sollte.

 

Panel III: Herausforderungen der Digitalisierung

Unter der Moderation von Prof. Dr. Markus König (Ruhr-Universität Bochum) diskutierten die geladenen Wissenschaftler Prof. Dr. Jens Martin Gurr (Universität Duisburg-Essen), Joshua Gelhaar (Fraunhofer ISST Dortmund) und Ralf Benzmüller (eurobits e.V.) mit dem Plenum die (un)erwünschten Nebenwirkungen, die sich mit dem Konzept der Smart City verbinden. Sie waren sich einig, dass in Europa eine positive Tendenz hin zu einer verantwortungsbewussteren und bewohnerorientierteren Digitalisierung von Städten anhand der Entwicklung der Smart City Konzepte (von Generation 1.0 hin zu 3.0) abzulesen sei. Die Erhebung und Speicherung von personenbezogenen Daten durch private Technologiefirmen sei allerdings immer noch nicht konform mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Den Grund hierfür sehen die Expert:innen insbesondere darin, dass die durch die DSGVO geforderte Souveränität der Nutzer:innendaten technologisch noch nicht umsetzbar sei. Im Rahmen von Projekten wie IDS, Gaia-X und Self-Sovereign Identity würden aktuell Ansätze zum Aufbau einer vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur erforscht und erprobt. Bis zu deren Umsetzung sei die DSGVO und somit die bewohnerorientierte Smart City noch ein „Papiertiger“.

 

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine digitale Fishbowl-Diskussion.

 

Digital Fishbowl: Eine kritische Auseinandersetzung mit Smart City Ansätzen

Moderiert von Prof. Dr. Thorsten Wiechmann (TU Dortmund) beleuchteten Nina Frense (Regionalverband Ruhr), Prof. Dr. Uli Paetzel (Emschergenossenschaft), Dr. Jan Fritz Rettberg (Stadt Dortmund) sowie Dr. Thomas Wilk (MHKBG NRW) Smart-City-Ansätze aus unterschiedlichen Perspektiven und mit der Frage, wie gut die Region Ruhr hinsichtlich des Einsatzes von Smart-City-Ansätzen für eine resiliente und nachhaltige Transformation aufgestellt sei. Gemeinsames Fazit: Das „Gelegenheitsfenster“, das die Debatte um den menschengemachten Klimawandel, aber auch die gegenwärtige Covid-Pandemie für eine Entwicklung hin zu smarten, nachhaltigen und resilienten Städten geöffnet habe, müsse genutzt werden. Schnelles Handeln sei daher erforderlich, um das „Momentum for Change“ zu nutzen und das immer noch in der Region verbreitete „Kirchturmdenken“ zu überwinden. Tatsächlich sei dabei Handlungsdruck von elementarer Bedeutung, welcher aktuell bspw. in der Baubranche fehle und dort zu einer unterdurchschnittlichen Innovationskraft führe. Für die Nutzung der Chancen smarter Technologien erwartet die kommunale Seite mehr Unterstützung und Koordination durch Bund, Land und Region. Ebenso erschwere das Denken und Handeln in Legislaturperioden eine zielgerichtete Transformation, da der begrenzte Zeitrahmen Politiker:innen häufig dazu verleite, sich primär auf kurzfristig erzielbare Erfolge zu fokussieren. Die Metropole Ruhr sei jedoch ein „Profi des Strukturwandels“. Jetzt müsse es darum gehen, die Transformationsstärke und -akzeptanz für die Entwicklung und Umsetzung einer regionalen Smart City-Strategie zu nutzen.

Wir freuen uns, dass wir Ihnen nun unsere Dokumentation mit allen Vorträgen des KoMet-Tages 2021 präsentieren können. Die Dokumentation steht Ihnen unter folgendem Link zur Verfügung.